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Edeldrucke:            Neobromöl           Cyanotypie           Gummidruck

 

 

Edeldruckverfahren


Die erforderlichen Grundrezepturen entnahm ich diversen Büchern, die damals noch in Antiquriaten erhältlich waren und ich bin in diesem Zusammenhang auf die Edeldruckverfahren gestossen. Die Möglichkeit, den Bildinhalt mit einer frei wählbaren Farbe undegradierbarer Qualität darstellen, ja noch zusätzlich gestalten zu können, war schlicht erhebend. Ich ergatterte zufällig das Standardwerk von Mebes über den Bromöldruck und experimentierte wie wild - die Resultate waren niederschlagend. Der Bromöl(um)druck ist ein Flachdruckverfahren (wie Lithografie oder Offset), das auf Abstossung von Wasser & Öl basiert. Das übliche Fotopapier hiess in der damaligen Terminologie 'Bromsilberpapier'. Hierbei befinden sich in einer für den Prozess notwendigen Gelatineschicht feinkörnig verteilte Bromsilberkristalle, die bei Belichtung entwicklungsfähig werden, d.h. das belichtete Silber kann sichtbar schwarz oxidieret werden. Durch weitere Anlagerung von entsprechenden Chemikalien (meist Chrom) an die entwickleten Silberkristalle kann man nun die sie umgebende Glatine sog. gerben, d.h. quellunfähig machen. Entsprechend der Schwärzung erhält man so ein indirekt proportionales Feuchtereservoir: satte Schatten sind quasi trocken, Spitzenlichter sind unverändert reine Gelatine und voll quellfähig - also sehr feucht. Wird ein so gequollenes Fotopapier im feuchten Zustand mit fetter Farbe eingewalzt, so wird es in den trockenen Schätten Farbe annehmen, in den nassen Lichter aber abstossen. Mit entsprechender Führung der Farbwalze in Druck und Geschwindigkeit (mit Hinzufügen und Abheben von Farbe) und entsprechender Feinarbeit mit Pinseln geeigneter Härte & Form kann das Bild perfekt eingefärbt werden. Man kann es nun so belassen oder viel besser (ja, ja die Spiegelung muss man halt berücksichtigen) nun in einer üblichen Kupferdruckpresse auf ein feines Papier geeigneter Wahl umdrucken und das Resultat ist eine mit willentlichem Ausdruck gestaltete Fotografie in ausgewählter Farbe (auf ausgewähltem Papier) und entsprechend frei von sich verändernden Chemikalien - eben vergleichbar einer Lithografie. Werden bei der Aufnahme Farbauszüge mit entsprechenden Farbfilter gemacht und werden die entsprechenden Kopien dann mit ihren Komplementärfarben eingefärbt und übereinander gedruckt sind natürlich auch Farbendrucke möglich.
Und warum waren denn meine Ergebnisse niederschmetternd ? Ganz einfach: früher (also als Mebes sein Buch verfasste) wurden die fotografischen Abzüge luftgetrocknet und anschliessend kalt gepresst. Später führte man dann die heisse Trockenpressung ein, die bei Einsatz von polierten Chromstahlblechen auch den begehrten Hochglanz lieferte. Diese zum Standard gewordene Verarbeitung erforderte aber eine wesentlich härtere Gelatine. Damit ist auch eine enorm geringere Quellfähigkeit verbunden: auch die Lichter können nunmehr kaum Wasser speichern und der lithografische Effekt ist quasi verschwunden oder erfordert den Umgang mit unüblich strenger Fettfarbe, die kaum mehr moduliert werden kann. An den Einsatz von heutigen PE-Papieren ist eh nicht zu denken: hier ist ja die Gelatineschicht so dünn, dass sie kaum Wasser speichern mag (deshalb trocknen diese Papiere ja auch ohne Wärme in wenigen Minuten). Ich war unendlich enttäuscht ! Zufälligerweise hatte ich aber mal was gelesen, dass Wasserstoffsuperoxyd an den belichteten Stellen die Gelatine aufweicht - weshalb also den Prozess nicht umkehren? Geht man von einem Positiv aus und erweicht beim negativen Papierbild die Gelatine der Schwärzen, so gelangt man auch zu einem druckfähigen Cliché. Nach etlichen Versuchen hatte ich ein Bad, das die entwickelten Stellen einerseits ausbleichte (erleichtert die Kontrolle des Farbauftrages) und die umgebende Gelatine merklich erweichte (bei zu langer Einwirkung dort sogar auflöste - ermöglicht eine perfekte Umkehrentwicklung für Strichbilder) und der 'Neo'bromölumdruck konnte losgehen.

Meinen Hang zu Grossformaten konnte ich mit der Cyanotypie ausleben. Dieser an sich stabile Prozess ist ja nicht formatgebunden. Negativmaterial gibt es auch in Rollengrösse - ebenso wie brauchbares Aquarellpapier als Positivgrundlage. Sensibilisierung in Plasticfolienschale mit Schwamm, Belichtung im Kontakt in der Mittagssonne, Entwicklung mit dem Gartenschlauch - geht alles auch mit dem Sepiaprozess. Auf Konflikte mit Waschküchen- und Gartenmitbenutzer muss man sich halt moralisch vorbereiten.

Ich habe auch mit dem Gummidruck experimentiert, war aber ehre enttäuscht von der geringen Deckung, die man damit erreicht. Für zarte Bilder ist der Prozess aber umwerfend - wenn auch schwierig zu handhaben.